Verbesserter Schutz vor Coronaviren in Kindertagesstätten und Schulen

Auch im Emsland wird der Ruf nach Luftfiltersystemen für die Schulen und Kindertagesstätten zum Schutz vor Corona immer lauter. Doch helfen sie wirklich, und welche Kosten kämen auf den Landkreis zu? Der Kreisschulausschuss hat jetzt in Meppen eine Entscheidung gefällt.
Nach sehr kontroverser und langer Debatte fiel das Votum letztendlich deutlich aus. Das Gremium lehnt mit großer Mehrheit den Einsatz mobiler Luftreinigungsgeräte ab. Allerdings gibt sich FDP-Kreistagsmitglied Marion Terhalle so schnell nicht geschlagen. Sie will ihren Antrag in der entscheidenden Kreistagssitzung am 18. Januar 2021 in Meppen erneut stellen. Ziel sei es, „Kinder und Jugendliche in der Pandemie zu schützen“. Viele hätten Angst, sie könnten Oma und Opa anstecken.
Vor der Abstimmung sagte jedoch Erster Kreisrat Martin Gerenkamp: „Für unsere Schüler ist die emsländische Frischluft die gesündeste Luft.“ Der Einsatz von Luftfiltersystemen werde in der Öffentlichkeit selbst unter Wissenschaftlern sehr „kontrovers diskutiert“.

Luftfiltersysteme

Die Kreisverwaltung habe umfangreiche Recherchen durchgeführt und sich bei einem emsländischen Anbieter über Geräte mit Luftfiltersystemen der Kategorie HEPA-13 und HEPA-14 informiert. „Diese Filter können die Virenlast erheblich reduzieren“, gab Gerenkamp zu. Auf Basis der Raumgrößen der Klassenräume würde ein Gerät 1700 Euro kosten. Allein für die 22 kreiseigenen Schulen mit 970 Klassenräumen summierten sich die Kosten auf 1 649 000 Euro. Im gesamten Emsland gebe es aber rund 2500 Klassenräume. Damit würden die Kosten auf 4,25 Millionen Euro ansteigen. Hinzu kämen weitere jährliche Betriebskosten, u. a. für den Filterwechsel, von 1,5 Millionen Euro. Wenn man dann auch noch die 180 Kitas im Emsland mit ihren 770 Gruppenräumen ausrüsten will, kämen weitere 1,3 Millionen hinzu.
Deshalb riet er der Politik weiterhin das Stoßlüften, also nach 20 Minuten Unterricht fünf Minuten lüften. „Auch kalte Frischluft ist gesund“, sagte Gerenkamp. Gleichwohl werde der Landkreis bei Schulneubauten und Sanierungen in Zukunft auf den Einbau effektiver Lüftungsanlagen achten. Dies seien aber keine mobilen Geräte. Sie hätten nämlich den Nachteil, dass sie sehr laut sind (43 Dezibel). Es gebe Lehrer, die diese mobilen Luftfiltersysteme bereits wieder abstellen, weil „die Geräuschkulisse den Unterricht zu sehr stört“.
Der Erste Kreisrat ging auf die Angebote von einigen Eltern und Schulfördervereinen ein, die mobile Geräte Klassen spenden wollen. „Das wäre eine Ungleichbehandlung.“ Weiter wies er auf die langen Lieferfristen hin. Eine solche Anschaffung in Millionenhöhe müsse europaweit ausgeschrieben werden. Das bedeute im Umkehrschluss, dass „wir die Geräte Ostern 2021 noch nicht hätten“. Mit Blick auf die Frühjahrstemperaturen ergänzte er: „Dann kann man schon wieder lüften.“
FDP-Politikerin Marion Terhalle erinnerte daran, dass sie bereits Anfang November den Antrag gestellt hatte. Zudem wünschte sie sich, dass erst einmal geprüft werde, ob überhaupt in allen Schulklassen Lüftungsmöglichkeiten bestünden. Elternvertreter René Esser sagte: „Viele Fenster lassen sich nur auf Kipp stellen.“ Es gehe um 49 000 emsländische Schüler.

Geräuscharme Geräte

Es gebe sehr wohl „geräuscharme Geräte“. Zudem seien viele Klassenräume kleiner als die von Gerenkamp für die Berechnung angenommenen. Nach seiner Berechnung reichten schon 3,25 Millionen Euro für die Anschaffung der Geräte. Zudem appellierte er an die Kreistagsabgeordneten: „Geben Sie den Weg frei für Eltern, die gerne finanziell helfen wollen.“
Helge Koers, Lehrer am Franziskusgymnasium Lingen, sprach von Schülern, die „mit Decken, Mützen und Jacken im Unterricht sitzen“. Elternvertreterin Nadine Deymann forderte, dass die Wasch- und Sanitärräume an den Schulen erweitert werden, damit „die Kinder vor Waschbecken nicht Schlange stehen müssen“.
Fakten zu Gerüchten über angebliche Corona-Hotspots an emsländischen Schulen lieferte Inga Abeln. Die Ingenieurin für Medizintechnik arbeitet beim Gesundheitsamt des Landkreises: „Nur einen Kasten in einen Raum zu stellen reicht nicht aus.“ Zudem gebe es in den letzten Wochen in den Schulen im Landkreis „immer nur Einzelinfektionen“. Wenn überhaupt, sei maximal noch der direkte Sitznachbar betroffen.
Ein großes Infektionsgeschehen im Klassenverband habe es bislang nur einmal im Emsland gegeben. „Das passierte nach einer Klassenfete“, sagt Abeln. Als Vorsitzender des Kreisschulausschusses sagte Heribert Kleene (CDU): „Es gibt in dieser Situation nicht den einen Königsweg.“

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